Die Kinder bei
  der Hexe 327
  Märchentyp AT: 327AB; cf. 334, 700
  Grimm KHM: Hänsel und Gretel 15
  
  AT 327A. Hänsel und Gretel. Die Eltern versuchen, ihre
  Tochter, ihren Sohn oder ein Geschwisterpaar im Wald zu
  verlassen, aber die Kinder haben sich Zeichen am Weg
  gemacht und kehren wieder heim. Zuletzt landen sie aber
  doch bei einer Hexe, da sie den Weg zurück verloren
  haben. Die Hexe (Riesin) mästet die Kinder und macht vom
  Knaben Fingerproben, um zu sehen, ob er fett wird. Als sie
  den Knaben oder beide in den Ofen schieben will und ihnen
  zeigt, was sie tun sollen, wird sie von der Schwester
  überlistet und selbst hineingeschoben.
  AT 327B. Der Däumling. Die Eltern versuchen, den
  Däumling und seine vielen Brüder im Wald
  zurückzulassen, doch die Kinder haben sich den Weg
  gemerkt und kehren nach Hause zurück. Schliesslich kommen
  sie zu einem Riesenpaar. Als der Riese sie in der Nacht
  erschlagen und auffressen will, tauschen der Däumling und
  seine Brüder die Kopfbedeckungen oder dergleichen mit den
  Kindern des Riesen. Daher erschlägt der Riese irrtümlich
  seine eigenen Kinder, als sie in ihren Betten liegen,
  während der Däumling mit seinen Brüdern entflieht.
  
  Anmerkung
  
  Wir beginnen mit dem gemeinsamen Einleitungsmotiv vom
  Mastkurtyp (A) und Däumling (B). Es begegnet uns
  frühestens um 1560 (in Montanus’ Schwankbüchern) in
  Strassburg. Hier ist es jedoch die Einleitung zum Märchen
  von Einäuglein, Zweiäuglein und Dreiäuglein (511).
  Etwas später finden wir es im Pentamerone von Basile
  (gest. 1632) als Einleitung zu einem Märchen vom Typ
  Brüderchen und Schwesterchen (450).
  In Italien ist der Held des Mastkurtyps entweder ein
  Knabe oder ein Mädchen und nur ausnahmsweise ein
  Geschwisterpaar. Weiter westlich kommt der letztgenannte
  Zug öfter vor; er hat von Portugal aus sogar Brasilien
  erreicht. Der Knabe zeigt in dieser westlichen Gruppe die
  Wirkung der Mastkur auf verschiedene Weise. Unter anderem
  steckt er einen Rattenschwanz statt des Fingers heraus,
  und als die Kinder aufgefordert werden, vor dem
  Einschieben in den Ofen auf dem Brotspaten zu tanzen, muss
  die Hexe ihnen zeigen, wie es zugehen soll. Manchmal geht
  der Tanz jedoch um ein offenes Feuer, und manchmal ist
  weder von einem Ofen oder einem Feuer, sondern nur von
  einem Kessel die Rede. Was die Kinder lockt, sind hier wie
  in Italien die guten Kuchen der Hexe. Im übrigen Europa,
  von Frankreich bis Polen, wohnt die Hexe bisweilen in
  einem ganzen Haus aus Knochen oder dergleichen. Dieser Zug
  dürfte vom germanischen Sprachgebiet ausgegangen sein und
  findet sich im ganzen Norden wieder. Hauptsächlich nach
  Mitteleuropa gehört dagegen der Abschluss des Märchens
  mit der phantasievollen magischen Flucht (313) auf Enten
  oder anderen Tieren. Dieser Zug ist in die Grimmsche
  Variante auf künstliche Weise eingegliedert worden.
  Das eigentliche Ofenmotiv findet sich von der Nordsee
  bis zu den Samoa-Inseln. In den meisten Fällen ist der
  Menschenfresser eine Hexe, aber bei den Griechen, den
  süd- und westslawischen Völkern sowie bei den Letten oft
  ein Kynocephal, d.h. ein hundsköpfiges Wesen, das meist
  einäugig ist, wie auch die Hexen am westlichen
  Mittelmeerbecken blind oder halbblind sind. In Indien wird
  die Hexe mitunter durch einen Tiger ersetzt. Man hat
  einige Erzählungen über den altindischen König
  Vikramaditya mit dem Ofenmotiv in unserem Märchen in
  Verbindung gebracht. Vikramaditya wird davor gewarnt, rund
  um einen siedenden Ölkessel zu gehen. Deshalb ersucht er
  den, der ihn dazu aufgefordert hat, vor ihm herzugehen,
  und wirft ihn in den Kessel, statt selbst das Opfer zu
  werden.
  Beim Däumling ist das Vertauschen der Kopfbedeckungen
  (1119) das Hauptmotiv. Unter Hinweis auf die Märchen 531
  und 328 muss hier bereits gesagt werden, dass das
  letztgenannte Märchen sich aus dem vorherigen entwickelt
  hat und dass es auch ein Schwestermärchen des hier
  behandelten ist, das von diesem das Motiv der vertauschten
  Kopfbedeckungen erhielt. Man findet also dieses Motiv in
  den Märchen 531, 328 und 327, wenn auch mit vielen
  Variationen. Es sind nicht nur die Kopfbedeckungen, die
  vertauscht werden, sondern auch die Decken der Kinder, die
  Kleider usw. und zum Schluss sogar die Schlafplätze. Es
  ist interessant zu sehen, wie die letzte Version des
  Motivs sich gleich einer schmalen Landzunge von der
  Balkanhalbinsel in die baltischen Länder vorschiebt, ganz
  wie der kürzlich besprochene Zug von den Hundsköpfigen.
  Da 531 (Verleumdeter Arbeitskamerad) Ahnen aus der
  homerisch-mykenischen Zeit hat, ist es nicht weiter
  eigentümlich, dass auch das Vertauschungsmotiv sich als
  viel altertümlicher erweist, als man glauben möchte.
  Nach einem am Beginn unserer Zeitrechung lebenden
  römischen Schriftsteller namens Hyginus beschreibt
  Euripides in einer seiner Tragödien, Ino genannt, wie
  Themisto, König Athamas Gemahlin, die Absicht hatte, die
  zwei Söhne Athamas und seiner früheren Gattin Ino zu
  töten. Sie lässt schwarze Decken auf deren Betten legen,
  aber weisse auf die ihrer eigenen Kinder. Ino jedoch
  vertauscht die Decken, und Themisto tötet aus Versehen
  ihre eigenen Kinder.
  Was die Untersuchung dieses Märchens erschwert, ist
  seine grosse Popularität bis in unsere Zeit und die damit
  verbundene literarische Verbreitung. Es sind besonders
  drei oder, besser gesagt, vier Dichter, die dabei eine
  wichtige Rolle spielten, nämlich die Brüder Grimm,
  Perrault (gest. 1703) und Mme. D’Aulnoy (gest. 1705).
  Grimms Version des A-Typs Hänsel und Gretel zeichnet sich
  dadurch aus, dass das Mädchen die Hauptperson des
  Abenteuers ist. Diese Version ist unzweifelhaft die
  volkstümlichste.
  Perrault vertritt mit seinem Le petit Poucet den B-Typ,
  d.h. den Däumling mit dem Vertauschungsmotiv (1119). Man
  hat ihm sogar die Ehre zugeschrieben, den Helden Däumling
  ins Märchen eingeführt zu haben. In dem Komplex vom
  Märchen, der von 531, 328 und 327 gebildet wird, ist in
  Italien und in Griechenland sowie bis hinauf nach Ungarn
  der Held jedoch oft der dreizehnte von dreizehn Brüdern.
  In Tripolis ist dieser Dreizehnte der sogenannte
  Halbmensch, gekannt und gefürchtet von Indien bis
  Marokko. Er ist geteilt, gleichsam wie ein halber Apfel -
  von Kopf bis Fuss aus einer rechten oder einer linken
  Hälfte bestehend -, und oft wird er gerade deshalb
  geboren, weil die Mutter irrtümlich einen halben Apfel
  anstatt eines ganzen gegessen hatte. Gleichzeitig wird er
  als unerhört stark, ja, sogar unüberwindlich
  beschrieben. In dieser Gestalt finden wir ihn u.a. in
  rumänischen Varianten des Batamärchens (318). In dem
  hier behandelten Märchen verlässt er sich jedoch mehr
  auf seine List als auf seine Stärke. In Tripolis wird das
  Märchen ausserordentlich gut erzählt und erscheint
  selbständig gegenüber Grimm, Perrault und D’Aulnoy.
  Das gleiche kann von der Mehrzahl der übrigen
  norwestafrikanischen Varianten gesagt werden. Der Held
  führt in ihnen oft den Namen Haiduan und tritt auch dort
  als Halbmensch auf. Es liegt daher auf der Hand, zu
  vermuten, dass Perrault die Idee zu seinem Däumling und
  dessen sieben Brüdern direkt oder indirekt aus dieser
  westlichen Gruppe von Varianten erhielt. Wie es sich damit
  auch verhalten mag, so ist es doch Perraults Petit Poucet,
  dem der Däumlingstyp für seine Volkstümlichkeit in
  Europa zu danken hat. Er hat sogar die Grimmsche
  Darstellung beeinflusst.
  Mme. d’Aulnoy’s Version - Finette Cendron - steht
  vielleicht durch ihre Verbindung mehrerer Motive den
  afrikanischen Varianten am nächsten. Hier begegnen wir
  zuerst dem Einleitungsmotiv von den im Wald
  zurückgelassenen Kindern - drei Geschwistern - mit
  Aschesack und Erbsen. Dass sie behaupten, gute Kuchen
  machen zu können, ruft das Ofenmotiv hervor, wobei der
  Riese in den Ofen geworfen wird. Hierauf folgen das
  Kämmen und der Tod der Riesen. Dann geht das Märchen in
  ein Aschenputtelmärchen (510A) über. Mme. D’Aulnoys
  Version scheint besonders die westslawischen Varianten
  beeinflusst zu haben.
  Eigentümlicherweise finden wir den so wohlbekannten
  Zug, dass sich die Kinder auf den Brotspaten setzen
  sollen, weder bei Grimm, Perrault noch Mme. D’Aulnoy,
  aber er findet sich gleichwohl in Griechenland und
  Portugal im Süden und im Norden. Zur Volkstümlichkeit
  des Märchens haben natürlich Dorés wohlbekannte und
  beliebte Illustrationen zum Petit Poucet beigetragen.
  Doré scheint aber ein wenig zu stark von Gullivers Reisen
  beeinflusst zu sein.
  Wenn man versuchen will, das Alter des Märchens zu
  beurteilen, muss man dessen nahen Zusammenhang mit den
  Märchen 531 (Verleumdeter Arbeitskamerad) und 328 (Die
  Kleinodien des Riesen) samt dem Vertauschungsmotiv (1119)
  kennen, das in Griechenland schon seit dem 4. Jahrhundert
  v.u.Z. und vermutlich noch weiter zurück bekannt ist. Was
  das Ofenmotiv betrifft, muss man bedenken, dass die
  Hundsköpfigen antike Vorbilder haben und dass sie im
  Volksglauben in Deutschland und im slawischen Gebiet
  zumindest noch im Mittelalter lebten. Die eigentliche Idee
  zum Ofenmotiv fand sich doch sogar in Indien. Hingegen ist
  das Pfefferkuchenhaus mit Pfannkuchen- und
  Zuckerbäckerdächern oder Dächern aus Wurst
  selbstverständlich jungen Datums. Sogar rein
  volkstümliche Varianten tragen Spuren, die davon zeugen,
  dass sie der Neuzeit angehören. Gehen wir aber in das
  wahrscheinliche Ursprungsgebiet um das Mittelmeerbecken,
  so dürfen wir wagen, es zumindest in die byzantinische
  Zeit zu verlegen, der weiten Spanne der Periode wohl
  bewusst. Die Hautmotive scheinen nicht nur alt, sondern
  sogar sehr alt zu sein, was jedoch nicht hindert, das
  späte Überlieferungswellen vorkommen.
  
  Literatur
  Binder, G.: Aussetzung. In: EM 1, p. 1048-1065.
  Böhm-Korff, R.: Hänsel und Gretel. Frankfurt
  1991.
  Brackert, H.: Und wenn sie nicht gestorben sind. Frankfurt
  1980.
  Derungs, K.: Der psychologische Mythos. Frauen, Märchen
  & Sexismus. Bern 1996.
  Göttner-Abendroth, H.: Die Göttin und ihr Heros.
  München 1993.
  Schenda, R. (Hg.): Das Märchen der Märchen. Das
  Pentamerone. Giambattista Basile. München 2000, p. 615.
  Scherf, W.: Hänsel und Gretel. In: EM 6, p.
  498-509.
  Winter, E.: Ur- und Endfassung des Grimmschen Märchens
  Hänsel und Gretel. In: Pädagogische Rundschau 16, 1962,
  p. 808-819.
  
  Märchen
  >> Finette
  Cendron
  
  Hinweise
  Wir unterscheiden folgende Teile: A. die Kinder werden
  vom Vater im Wald verlassen, B. finden aber zweimal durch
  Ausstreuen von Kieselsteinen den Weg zurück, C. gelangen
  dann zum Kuchenhaus; D. von der Hexe eingesperrt und
  gemästet, steckt der Knabe ein Knöchlein oder Hölzchen
  statt des Fingers heraus; E. sie schieben die Hexe in den
  Ofen; auf der Flucht tragen Enten (oder Engel) die Kinder
  übers Wasser (F1), oder sie schützen sich durch
  Auswerfen von Hindernissen (F2) oder durch Verwandlungen
  wie in KHM 113 (F3), oder die Hexe will den Teich
  austrinken und platzt (F4).
  Aus Tirol: "Die Fenggi und die Kinder"
  (Schutzengel). Aus Kärnten: "Der wilde Mann und die
  wilde Eva". Aus Siebenbürgen "Die drei
  Schwestern bei dem Menschenfresser": Nadel, Scherbe
  und Fläschchen ausgeworfen. Aus Schlesien "Das
  Pfefferkuchenhaus": Spiegel, Bürste, Schwamm
  ausgeworfen. Aus Thüringen "Der goldene
  Rehbock": Flucht auf einem goldenen Gespann,
  Verwandlung in Rosenstrauch, Enten bilden Brücke.
  In Italien erzählt eine Aufzeichnung aus Mentone von
  einem Geschwisterpaar, das den Zauberer in seinem eignen
  Backofen verbrennt; sie weicht auch darin ab, dass der
  Zauberer den Knaben in einen Vogel und das Mädchen in
  eine Katze verwandelt hat. In den übrigen italienischen
  Fassungen besteht immer ein Knabe oder ein Mädchen allein
  das Abenteuer mit dem Menschenfresser oder der Hexe.
  "Lo zio drago"; die Tochter ist von der Mutter
  dem Drachen versprochen. - Maltesisch: "Die
  Menschenfresserin"; jüngste Tochter auf dem
  Saubohnenfeld der Zauberin. - In den portugiesischen
  Fassungen kommt sowenig wie in den italienischen ein
  Kuchenhäuschen vor, sondern die im Wald verirrten
  Geschwister stehlen der einäugigen Alten die warmen
  Kuchen aus der Pfanne und werden eingesperrt; als sie dann
  auf der Schaufel tanzen sollen, bitten sie auf den Rat
  eines Heiligen die Hexe, es vorzumachen, und schieben sie
  in den Ofen. - Serbokroatisch: die von der Stiefmutter in
  die Nähe einer Grube geführten Kinder, treten in der
  Teufelsburg in Dienst und werden von einem grossen Vogel,
  dessen Junge sie geschützt hatten, auf die Oberwelt
  getragen. - Slowakisch: die Geschwister beim
  Erdbeerpflücken verirrt; der Knabe spritzt der Hexe mit
  dem Besen lebendiges Feuer in die Augen; eine von der Hexe
  in einen Vogel verwandelte Prinzessin im Käfig weist den
  Kindern den Weg. - Polnisch: die zwei Mädchen werden
  gebraten, der Knabe überlistet die Hexentochter und
  tötet auch die Alte. Aus dem Krakauer Land: das Mädchen
  gebraten, der Knabe schiebt die Alte in den Ofen und
  höhnt den Mann, der im Wasser ertrinkt. Aus den Beskiden:
  drei Schwestern kommen zur Wirtschafterin von drei
  Menschenfressern; zum Schluss Aschenputtel. -
  Grossrussisch: der Knabe ist aus Lehm geformt und kann von
  der Hexe nicht gebraten werden; (Iwaschko brät drei
  Töchter der Hexe und lässt diese selber erst, nachdem
  sie ihm Schätze versprochen, am Leben). Aus Wologda: das
  aus einem Pilz entstandene Mädchen schläfert die Hexe
  ein und entrinnt mit Hilfe einer Herde von Pferden; der
  Vater erschiesst die Hexe. Eine Variante hat den gleichen
  Eingang wie Allerleirauh; das Mädchen flieht vor dem
  Bruder, der sie heiraten will, unter die Erde, schiebt die
  Hexe zusammen mit deren Tochter in den Ofen und entrinnt.
  - Krasnojarsk: Der dritte Bruder schiebt die drei
  Hexentöchter in den Ofen und tötet die Hexe. -
  Kleinrussisch: der aus einem Holzklotz entstandene Knabe
  wird von der Hexe verlockt, die ihre Stimme feiner
  schmieden liess; er schiebt die Hexentochter in den Ofen
  und entflieht mit Hilfe einer Gänseherde. -
  Weissrussisch: Knabe geboren, nachdem seine Mutter ein
  Körnchen Gold verschluckt hat; "Vom Sohne der Witwe
  und der Hexe". Der dritte Bruder schiebt die drei
  Hexentöchter in den Ofen und tötet die Alte. Näher
  verwandt mit den westeuropäischen Fassungen ist die im
  Süden des Gouv. Mogilev aufgezeichnete Variante: das
  verirrte Geschwisterpaar kommt ins Haus des Drachen; der
  Drache heiratet das Mädchen und will den Bruder braten,
  wird aber in den Ofen gesteckt; dann folgt das Märchen
  von Brüderchen und Schwesterchen. - Litauisch: die
  gebratene Hexe wird von ihren drei Töchtern verzehrt; der
  Knabe entkommt, durch die Gottheit Lamas mit Federn aller
  Vögel ausgestattet. - Ungarisch: "Die drei
  Königstöchter". - Zigeunerisch aus Siebenbürgen:
  "Die vertriebenen Kinder"; eine als Katze
  verzauberte Königstochter rettet die Geschwister aus der
  Hütte des Drachen, aus der sie ein Zaubertuch,
  Lebenswasser und Spiegel mitnehmen. - Wotjakisch:
  "Der kahlköpfige Bruder" schiebt die Töchter
  der Menschenfresserin und diese selbst statt seiner in den
  Ofen; den Verfolgern lässt er vom Baum herab die
  mitgenommene Tür auf den Kopf fallen. - Sartisch aus
  Taschkent: ein kinderloser König verspricht einer Hexe,
  die ihm für seine drei Frauen drei Äpfel gibt, den Sohn
  der jüngsten Frau; wie die Hexe den Prinzen in den
  Ölkessel stossen will, wirft er sie selbst hinein.
  "Die Hexe und das Mädchen"; das von der Hexe im
  Sack heimgetragene Mädchen sieht an der Wand ein goldenes
  Schwert, enthauptet die vierzig Söhne der Hexe im Schlaf
  und entflieht ohne Schwierigkeit. - In einem armenischen
  Märchen muss der König dem Derwisch, falls er binnen
  Jahresfrist zwei Söhne bekommen wird, einen davon
  versprechen. Der Prinz stösst den Unhold auf den Rat
  zweier gefesselter Tiger in den Ofen und dient als
  Grindkopf unerkannt im Haus seines eignen Vaters. - In
  zwei indischen Erzählungen "The old witch who lived
  in a forest" und "The Brahmin's daughter"
  werden fünf oder sieben verstossene Schwestern bis auf
  die jüngste von der Hexe oder vom Tiger gefressen. - Aus
  Palästina: Uhdeydûn kocht die drei Töchter der Ghûleh;
  diese meint, das Fleisch ihres Feindes verzehrt zu haben.
  - Eine arabische Erzählung: "H'adidouan et
  l'ogresse" leitet ebenso ein wie die
  zusammengestellten Märchen von dem hölzernen, steinernen
  und eisernen Haus der drei Brüder. Der jüngste Bruder
  entgeht den Nachstellungen der Hexe lange, bis sie ihn
  durch einen mit Leim bestrichenen Esel fängt und in eine
  Feigenkiste sperrt. Statt des Fingers steckt er einen
  Rattenschwanz (wie im portugiesischen) hinaus. Er tötet
  die Tochter der Hexe, die ihn schlachten soll, zieht sich
  ihre Haut über und entrinnt.
  Bei der Aulnoy: "Finette Cendron" (Cabinet
  des fées) sind es drei Königskinder, die zweimal durch
  die Klugheit der jüngsten heimgeführt werden, das
  erstemal durch einen Faden, den sie von einer Fee
  erhalten, das zweitemal durch gestreute Asche; das
  drittemal wollen die beiden ältesten Rat schaffen und
  streuen Erbsen aus, die fressen aber die Tauben weg, und
  sie könne den Rückweg nicht finden; dann folgt das
  Aschenputtelthema.
  
  Variantenverzeichnis
  >> Märchen-Suchdienst
  Finette Cendron. Aulnoy/Frankreich
  3,3
  Das Eierkuchenhäuschen. Stöber/Elsass 243
  Hänsel und Gretel. Grimm/KHM 15
  Die Königskinder in der Höhle der Trollin.
  Rittershaus/Island 29a
  Die Langtüttin. Zingerle/Tirol 181
  
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